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Ganztagskoordinatorin Erika Schaper tritt in den Ruhestand

Eine Ganztagsgeschichte

Eine unsere Schule prägende Persönlichkeit tritt nach 16 ½-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand. Eine Persönlichkeit, die aus der Köllerholzschule eigentlich gar nicht wegzudenken ist. Aber – niemals geht man so ganz …

Ganztagskoordinatorin Erika Schaper, in „Lohn und Brot“ bei unserem langjährigen Ganztagsträger, der Arbeiterwohlfahrt Ruhr-Mitte, kennt jedermann in unserer Schule. Und dafür gibt es gute Gründe.

Was viele gar nicht wissen: Erika Schaper war Köllerholz-Schulkind der „ersten Stunde“, besuchte sie doch die damalige Volksschule Köllerholzweg bereits 1964 nach deren baulicher Errichtung als Schülerin. 56 Jahre ist das her.

Ihr nach folgten, allerdings viel später, die Schaper-Sprößlinge Sebastian, Steffen und Phillip, die in den 1990er-Jahren in die Grundschule Köllerholz eingeschult wurden. Weit hatten es alle nicht, grenzt das Domizil der Familie doch direkt an das Schulgelände.

Den Aufbau unseres Schulgartens ab 1994 unterstützte die ganze Familie Schaper mit Rat und besonders mit Tat. Bereits damals gab es ein „Köllerholz-Ganztagsmodell der grünen Art“, als an Ganztagsschule, an OGS oder Rhythmisierte Ganztagsschule heutiger Prägung noch niemand dachte. Immer dienstags und donnerstags war die Schule nachmittags ab 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet – ganzjährig, als freiwillige Leistung von Menschen, die vielleicht schon eine Ahnung von ganztägiger Bildung hatten.

Die Kinder flitzten nach dem Unterricht nach Hause, aßen schnell zu Mittag, erledigten in Windeseile ihre Hausaufgaben und waren zu Fuß oder mit dem Fahrrad zwischen 14 Uhr und 14.30 Uhr wieder da oder kamen im Laufe des Nachmittags dazu. Tage der offenen Türen und Tore im wahren Sinne!

Immer waren damals schon auch Eltern dabei, die Freude an neuen Projekten hatten, am gemeinsamen Tun, an der Schulgartenarbeit, die aber auch Zeit hatten, sicherlich etwas mehr als heute, mit gegebener Muße im Rahmen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Dass die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Schule vom altgriechischen „σχολή“ [skʰoˈlɛː] abstammt, lateinisch „schola“ heißt und „Muße“ oder „Müßiggang“ bedeutet, wissen die Wenigsten. Eine wunderbare Schulwelt, von der wir wieder Anteil benötigen!

Dann wurden die Ärmel hochgekrempelt und ein Plan realisiert. Der Plan, gemeinsam ein Schulumfeld zu schaffen, das unseren Schulkindern als Garten und grünes Klassenzimmer bis heute eine ganz besondere Heimat bietet. Es herrschte regelrechte Aufbruchsstimmung. Diese Zeit war eine ganz besondere in  unserer Schulgeschichte, die Basis für Nachhaltigkeit. Goldgräberzeit …, noch heute funkelt es hier und da.

Schnell merkten wir damals, dass Schule auch nachmittags Freude macht, dass das praktische Lernen der richtige Zugang ist und dass sich aus der Gartenarbeit Forschungsarbeit entwickelt, traf man doch überall auf Interessantes in Flora und Fauna. Jeder Stich mit der Grabegabel und jeder Zug mit dem Kescher durch den neuen Teich, der die Kinder schnell anzog wie ein Magnet, öffnete eine geheimnisvolle Welt, die es zu entdecken galt. Die Lupe hatte damals jedes Kind in der Hosentasche. Und einiges mehr. Überhaupt, die Hosentaschen von Schuljungen!

Wir stießen auf die Erdgeschichte. Bei den Ausschachtungsarbeiten für den Teich, immerhin bis in zwei Meter Tiefe, durchstießen wir Jahrmillionen, Humus, Lehm, Mergel, Ton und Kohle, echte Kohle. Durch Werktätigkeit fanden wir heraus, dass unter unserem Schulgrundstück das Flöz namens Ida liegt, das vor vielen Jahrzehnten unter Oberdahlhausen abgebaut wurde.

Bereits 1995 begannen wir damit, die ersten Lern- und Forschungsstationen einzurichten, die es bis heute gibt, 50 an der Zahl. Festgehalten wurden Eindrücke und neues Wissen im „Schulgartenbuch der Köllerholzschule“, untertitelt mit „Natur erleben – mein Mitmachbuch“, das jedes Köllerholz-Kind sein Eigen nannte.

Wir erinnern uns gut daran, dass in dieser besonders profilprägenden Phase von 1994 bis 2000 oftmals Wünsche aufkamen wie „Wir brauchen eigentlich eine Küche und ein Mittagessen, dann müssen wir zwischendurch nicht nach Hause“. Schule wurde schon damals von einem Lernort auch zu einem Lebensort. Man war gerne da, freiwillig, Kinder und Erwachsene, besonders auch Eltern. Und am Feierabend, um 18 Uhr, tauchte man zum Abschluss gerne in das hauseigene Schwimmbecken ein. Herrlich!

Auch an den Wochenenden etablierten sich Öffnungszeiten. Die Schulgartentage an den Samstagen im Frühling waren der Renner, hocheffektiv und kommunikativ. Rekord bei der Mitarbeit waren 120 Eltern und 130 Kinder gleichzeitig, 250 Gärtnerinnen und Gärtner, eine Herausforderung an die Gesamtorganisation!

Schulgartentage gibt es bis heute. Wer dabei war weiß, es macht Freude, die Stimmung ist bestens, das Wetter immer gut und die „Neuen“, die im Sommer in die Schule kommen, können schon einmal „schnuppern“, frische Köllerholz-Luft. Dazu der Duft vom Grill, maßgeblich für den Förderverein organisiert von Erika Schaper, der 2. Vorsitzenden des „Freundeskreis Köllerholzschule Oberdahlhausen e.V.“. Selbst den ein oder anderen „Frühschoppen“ gab es um die Jahrtausendwende, morgens, am Sonntag.

Ein Hauch von Ganztagsschule wehte bereits damals wie ein lindes Lüftchen durch das Schulhaus und durch den Schulgarten. Wie wäre das wohl? Den ganzen Tag in der Schule! Anhänger dieser Idee gab es damals einige. Dazu gehörten Erika Schaper und Stephan Vielhaber, beide beseelt von der gemeinsamen Idee der „guten Schule“ und mit der guten Idee, sich vorzunehmen „Wenn es irgendwie geht, machen wir das zusammen“.

Und irgendwann ging es. Genauer gesagt im Frühsommer 2004. Da tat sich gleichsam eine Tür auf …

Am letzten Schultag vor den Osterferien trat überraschend der Schulträger, die Stadt Bochum, an uns heran und fragte, ob wir uns vorstellen könnten, ab Sommer und mit Beginn des Schuljahres 2004/05 „Offene Ganztagsschule“ (OGS) zu werden. Natürlich konnten wir das. Wir hatten ja schon darauf gewartet. Signale in die Politik gefunkt. In Windeseile galt es nun über die Osterferien ein Grundkonzept zu schreiben, Formsache. Wir waren für den Fall der Fälle gedanklich vorbereitet.

Beim „Blick über den Gartenzaun“ verbündeten sich Erzieherin Erika Schaper und Schulleiter Stephan Vielhaber. Das war die Kombination von Jugendhilfe und Schule nach NRW-Lesart von Beginn an. Das Trägermodell in Nordrhein-Westfalen ist einzigartig in Deutschland, bei aller berechtigten Kritik, im Vergleich der Bundesländer ganz weit vorne. Klaus Bittner, Betriebsleiter der AWO, der bereits kleine Betreuungsangebote an unserer Schule organisierte, war einverstanden, stellte Erika Schaper ein und war uns von Anfang an ein guter Begleiter.

Heute kommt es uns in der Erinnerung so vor, als ob wir in den Sommerferien 2004 täglich im Schulgarten saßen und planten, überlegten, tüftelten. So ähnlich war es bestimmt auch. Es verband uns intensiv, visionär. Und das tut es bis heute.

Der Plan der Kommune war, an den neuen Offenen Ganztagsschulen jeweils 25 Tagesplätze einzurichten mit der Erwartung, damit den durchschnittlichen Betreuungsbedarf zu decken. „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ war der wesentliche Grund, in Nordrhein-Westfalen Grundschulen neuer Art zu etablieren. Die Ausführungsbestimmungen dazu wurden seit 2003, in diesem Jahr waren eine Handvoll Pilotschulen an den Start gegangen, per Erlass geregelt. Dieser enthielt, Gott sei Dank, von Anfang an aber auch pädagogische Leitlinien, die sich mit den Richtlinien und Lehrplänen für die Grundschule gut vertrugen.

So waren die Sommerferien 2004 Grundstein legend für unseren Ganztag. Von Anfang an dachten wir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, also die Betreuung von Kindern über die Unterrichtszeit hinaus und die pädagogische Ganztagsschule parallel und als untrennbar miteinander verbunden.

„Ein Haus des Lebens und des Lernens“ war damals der Slogan, basierend auf der Denkschrift „Zukunft der Bildung – Schule der Zukunft“ der Bildungskommission NRW beim Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen. Diese entstand bereits ab der Berufung der Kommission 1992 und wurde 1995 veröffentlicht, war visionär und zielsetzend, pädagogisch und reformierend, kurzum auch Gedankengrundlage unserer Konzeption. Wer damals Landesvater war, Ministerpräsident unseres Bundeslandes? Johannes Rau.

Es gab keine Vorbilder für Offene Ganztagsschulen, alles war neu, Pionierarbeit, aber genau deswegen herausfordernd und das reizte uns natürlich.

Was gibt es Schöneres im Leben als Herausforderungen? Etwas Neues auszuprobieren? Genau das Richtige für uns!

Sehr rechtzeitig hatten wir mit unseren Schülereltern kommuniziert, welche Bedarfe es gab. Klar war, dass die 25er-Idee der Stadt Bochum nicht passte. Schnell hatten wir die doppelte Besetzung in zwei Systemen von Beginn an, Übermittagbetreuung bis 13.30 Uhr und Ganztag bis 16 Uhr, je nach Familienwunsch.

So war es auch abwegig für uns, mit der so genannten OGS in das neue OGS-Gebäude, im Grunde baugleich an allen Schulstandorten in Bochum mit Raumkapazitäten für höchstens 50 Kinder, einzuziehen und damit auch optisch deutlich zu machen „Wir haben eine OGS“.

Unsere Idee war nicht „Wir haben eine OGS“, sondern „Wir sind eine Offene Ganztagsschule“. So ist es bis heute. Und so zog die Mitte der Schule, die Küche wieder dort ein, wo sie schon 1964 war. Ob sich die Volksschülerin Erika erinnert? Hauswirtschaft war damals in der Volksschule ein Unterrichtsfach. Die Originalküchenfliesen von 1964 kann man noch heute besichtigen – gelb, im besten 60er-Jahre-Design.

Entgegen der Weisung der Stadt Bochum propagierte Schulleiter Vielhaber von Beginn an („verboten, gesetzeswidrig, geht gar nicht“), dass an „seiner“ Schule jedes Kind, das angemeldet wird, bei Bedarf auch einen Ganztagsschulplatz bekommt. Das brachte ihm Gegenwind ein, auch Seitenwind, Sturm. Dahinter steckte allerdings eine klare Haltung zur Ganztagsschule, immer wohlwollend betrachtet durch das Schulministerium in Düsseldorf.

Das „Ganztags-Wunder“: Nach und nach „mutierte“ das Köllerholz-Modell in Bochum zum Vorzeigemodell. Die Empfehlung der Schulverwaltung an Neueinsteiger hieß damals: „Gucken Sie sich das mal in Oberdahlhausen an!“ Man erkannte, dass bei ganztägiger Nutzung aller Räume plötzlich erhöhte Kapazitäten da waren, heute Standard. Man erkannte, dass Profil und Konzeption dem Ganztag förderlich sind.

So vergingen die Jahre und man fragt sich, wo sie geblieben sind …

Natürlich platzen wir im Jahr 2020 aus allen Nähten Wir treffen aber auch keine Auslese nach Nachweisen, wer denn die Ganztagsschule besuchen darf. Das entspannt vor allem die Elternschaft seit vielen Jahren. Und was die Eltern entspannt, entspannt die Schulkinder. Der einen oder anderen Vision muss man auch treu bleiben! Es lohnt sich.

Kommt man heute als Besucherin oder Besucher zur Köllerholzschule, entdeckt man schnell ein Markenzeichen, die fröhlichen Kinder. In der Regel geht es ihnen gut, besonders auch in der Ganztagschule. Diese bietet viel, tolle Angebote und Projekte und tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!

Man entdeckt aber auch Ganztagskoordinatorin Erika Schaper in der „Abholstunde“ zwischen 15 und 16 Uhr auf dem Schulhof, mit Absicht, Ansprechpartnerin für die Eltern. Erika Schaper kennt dabei die Namen aller Eltern persönlich, die der Kinder sowieso.

Die „Pflege“ der Menschen in ihrem Ganztagsteam war Erika Schaper immer ein besonderes Anliegen und die Erkenntnis, dass nur Menschen, denen es möglichst gut geht, Gutes für Kinder bewerkstelligen können. Eingesetzt hat sie diese immer dort, wo sie am besten wirken konnten, wo sie Ihre Kompetenzen, ihre Talente nutzten. Arbeitszufriedenheit überträgt sich von den Großen auf die Kleinen.

Wenn es mal schief ging, nicht klappte, zu viele krank wurden, dann verteidigte Erika Schaper Ihr Team vehement und machte es dem Arbeitgeber unbequem, forderte mehr Personal. Da kannte sie keine Verwandten. Hatte sie auch nicht bei der AWO. Sie hatte dabei letztendlich aber immer eines im Blick, das Wohl der Kinder. Und dieser Blick ist der richtige. Dafür sind wir in der Schule, Lehrkräfte und Fachkräfte.

In Erinnerung bleiben die vielen Veranstaltungen in Nordrhein-Westfalen, die wir gemeinsam gestaltet haben. Konferenzen, Fortbildungen, Workshops und Weiterbildungen, die Köllerholz-Konzeption im Gepäck, vor interessiertem Publikum, zuletzt auch mit unserer Version der Rhythmisierten Ganztagsschule, von der „Bochum-Strategie“ als Zukunft der Bildung gewollt und mit Ratsbeschluss besiegelt.

Von Bedeutung war die Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Schule und Bildung in Düsseldorf, der Bezirksregierung in Arnsberg und mit der Serviceagentur Ganztägig Lernen NRW in Münster, aufgrund unseres Schulprofils auch mit der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW in Recklinghausen.

Unsere vielen Auszeichnungen wie „Schule der Zukunft“, „Fairtrade School“ und im Besonderen die wertvollen und nicht selbstverständlichen im Rahmen der vergangenen UN-Dekaden hatten immer ein gemeinsames Gepräge von Ganztagsschulentwicklung in Verbindung mit „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ mit klarer praktischer Orientierung, mit Standortbezug und globaler Einordnung.

„Die Kinder im Blick“ heißt der Fokus der Gantagsschulqualitätsentwicklung (welch ein Wort) im Regierungsbezirk. Davon sind wir ein Teil. Davon ist Erika Schaper ein Teil.

Niemals geht man so ganz. Du wirst unsere Schule weiterhin unterstützen als 2. Vorsitzende unseres Fördervereins „Freundeskreis Köllerholzschule Oberdahlhausen e.V.“. Das ist nicht selbstverständlich. Das ist großartig!

 

Liebe Erika,

vielen Dank für deine Liebe zu unserer Köllerholzschule von Anfang an!

Vielen Dank für dein erfolgreiches Wirken seit 2004 bis 2020 als Ganztagskoordinatorin unserer Schule!

Vielen Dank für die immer vertrauensvolle und ertragreiche Zusammenarbeit mit der Schulleitung!

Vielen Dank, dass du immer die Kinder im Blick hattest!

Vielen Dank für dein jahrelanges Wirken im Förderverein der Schule!

Vielen Dank, dass du dich im „Freundeskreis Köllerholzschule Oberdahlhausen e.V.“ auch zukünftig engagieren wirst!

Glück auf!

 

Für die Schulgemeinde

Stephan Vielhaber, Schulleiter

 


Den „Goldenen Schlüssel“ erhält Erika Schaper symbolisch für unseren Wunsch, dass Sie weiterhin an unserer Schule wirken möge. Dieser wird in Erfüllung gehen, da sie sich im Förderverein als 2. Vorsitzende auch zukünftig engagieren wird.

 


Brandneu ist der Internetauftritt unseres Fördervereins. Klicken Sie hier!

 


Kerstin Tomaschek (links) ist die Nachfolgerin von Erika Schaper als Ganztagskoordinatorin der Arbeiterwohlfahrt Ruhr-Mitte.