“Learnings” aus Corona
Ein Statement von Stephan Vielhaber und „das Kind im Blick“
Spricht man mit Grundschulkindern über die sogenannten „Learnings“, gilt es, diesen neudeutschen Anglizismus zunächst zu übersetzen:
- „Aus Erfahrungen Erkenntnisse ableiten.“
- „Lehren ziehen.“
- „Aus Schaden wird man klug“ oder in der Krise zumindest nach und nach „klüger“.
„Das Kind im Blick“, ein wesentlicher Fokus unserer Ganztagsschularbeit in NRW, vor Ort und in übergeordneten Arbeitszusammenhängen, also Sorge dafür zu tragen, dass es unseren Schulkindern möglichst gut geht, heißt in der Krise für alle in und für Schule Tätigen ganz besonders „Vorbild“ zu sein.
Hat man nun „das Kind im Blick“, stellt man schnell fest, dass die eigentlichen Vorbilder in der Krise unsere Schulkinder sind.
Niemand fordert die Einhaltung getroffener Vereinbarungen klarer ein als sie.
Was lernen wir also, oder besser: Was lernen unsere Kinder aus der Krise? Oder noch besser: Was lernen wir gemeinsam aus der Krise?
Darüber habe ich mit den Viertklässlerinnen Abira, Elif, Sophie und Elissa gesprochen.
Abira: „Man muss Abstand halten.“
Elif: „Man muss die Hände häufig waschen.“
Sophie: „Die Hygiene ist wichtig: In die Armbeuge husten und niesen und wegdrehen.“
Ein gesunder Pragmatismus!
Elissa: „Wenn Corona vorbei ist, muss man trotzdem noch vorsichtig sein, denn es bleibt.“
Eine Portion Realismus und eher trübe Zukunftsaussichten! Oder: „Kindermund tut Wahrheit kund!“
Elif: „Die einen können sich zu Hause besser konzentrieren, die anderen besser in der Schule.“
Vielleicht bleibt ja etwas von den jeweiligen Vorzügen des Präsenz- und Distanzlernens als nachhaltiger Mix von individuell zugeschnittenen analogen und digitalen Lernarrangements.
Sophie: „Man kann etwas mehr selbstständiger lernen.“
Meinte sie in der Schule oder zu Hause? Individuelles Lernen war doch schon immer unser Bildungsauftrag, besonders in der Ganztagsschule.
Elif: „Man kann sich mehr in den Familien sehen.“
Wir erinnern: Bildungserfolge und Bildungsmisserfolge haben wesentliche Wurzeln in Familie.
Und: Ist die Ganztagsschule von 7 bis 17 Uhr nicht auch eine Art Familie? Wenn es gut läuft, ja!
Abira bringt es auf den Punkt: „Wälder dürfen nicht abgeholzt werden!“
Hier schließt sich der Kreis zur Pandemie. Ein von Menschen gemachtes Desaster!
Was auffällt, ist die Spannung unserer Kinder zwischen ungetrübter Lebensfreude und einer Art neuer Ernsthaftigkeit, die vielleicht auch sein muss,
– wenn man raus will aus dem Nebulösen,
– wenn man klare Sicht haben möchte auf die Dinge
– und wenn man ureigene und neue Ängste zu überwinden gedenkt.
Klare Sicht auf die Dinge haben auch unsere Drittklässlerinnen und Drittklässler, allesamt 8 Jahre alt:
Lenni: „Wir haben gelernt, dass wir zu anderen Menschen Abstand halten.“
Rebecca: „Wenn so etwas in Zukunft noch einmal passiert, wissen wir, was zu tun ist.“
Sophie: „Ich habe gelernt, lange zu warten und durchzuhalten.“
Lars: „Ich habe gelernt, dass man zusammen besser dran ist als alleine. Einer alleine könnte Corona nicht besiegen, deshalb müssen wir zusammenhalten!“
Pauline: „Wir lernen Verantwortung zu übernehmen.“
Nico: „Ich habe gelernt, dass die Familie wichtig ist.“
Pauline: „Wir sollten lernen, etwas ernst zu nehmen.“
Sophie: „Ich weiß es zu schätzen, was wir trotz Corona machen dürfen. In die Schule gehen oder sich mit einer Freundin treffen, zum Beispiel.“
Es besteht Einigkeit:
Das Beste auf der Welt ist in die Schule zu gehen!
Weltweit betrachtet immer noch ein Privileg!
Und sich mit Freundinnen und Freunden zu treffen ist immer noch das Allerbeste!