In die Schule, bevor es losgeht
Ein Bericht der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) vom 29.08.2017
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Bereits vor der Einschulung können die neuen i-Dötzchen viel Zeit in ihrer Schule verbringen.
Ein Besuch im „Offenen Ganztag“ an der Köllerholzschule
Von Sebastian Hetheier
Nur noch zwei Mal schlafen heißt es für die i-Dötzchen, die am Donnerstag eingeschult werden. Für einige kam der erste Schultag aber schon viel früher. Denn viele Grundschulen, wie die Köllerholzschule in Dahlhausen, öffnen drei Tage vor Einschulung bereits ihre Pforten für die Schulanfänger.
„Die Schüler lernen so schon einmal ihre Schule kennen“, erklärt Schulleiter Stephan Vielhaber. „Das nimmt auch ein wenig die Aufregung am ersten Schultag“, weiß er. „Die Kinder kennen dann schon ihre Klassenkameraden.“
Am Montag tollen deshalb auch schon viele Schüler der 1c durch den 3000 Quadratmeter großen Schulgarten. Man könnte meinen, dass Marc, Ben, Maria, Karla und Tessa schon einige Jahre die Schulbank gedrückt haben. Doch sie kennen sich erst seit einigen Stunden. „Die Mädchen kenne ich alle schon ganz gut, die Jungs noch nicht so“, sagt die sechsjährige Marie.
Immer mehr Schüler im Ganztag
Grund dafür ist unter anderem das Konzept der „Offenen Ganztagsschule“ (OGS), das 2004 in NRW eingeführt wurde und eine Nachmittagsbetreuung der Schüler vorsieht. Die Betreuungsverträge für das aktuelle Schuljahr laufen bereits seit dem 1. August, weshalb einige der künftigen Erstklässler schon in den ersten drei Ferienwochen das Ganztagsangebot ihrer Schule wahrnehmen. „60 der 68 Schulanfänger besuchen im neuen Schuljahr bei uns den offenen Ganztag“, weiß Stephan Vielhaber. „80 Prozent nutzen den langen Ganztag. Sie sind dann in der Regel von 7.15 bis 16 Uhr in der Schule.“ Damit haben sie einen ähnlich langen Tag wie Papa und Mama auf der Arbeit.
Die Köllerholzschule kann vergleichsweise hohe Betreuungsquoten aufweisen. Möglich ist das, weil die vielfach prämierte Grundschule seit Mitte der 90er-Jahre einen konsequent eigenen Weg geht und ihr Schulprofil „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ immer weiter entwickelt hat. So wurde die Schule bereits 1994 an zwei Wochentagen ganztägig bis 18 Uhr geöffnet, was an das Projekt des Schulgartens gekoppelt war. Davon profitiert heute das Ganztagsangebot, das von 20 Mitarbeitern der AWO getragen wird. Einrad- und Fußball-AG stehen beispielsweise ab 15 Uhr auf dem Plan. „Der offene Ganztag verändert Schule tiefgreifend“, sagt Stephan Vielhaber, „Wir achten darauf, dass Vormittagsunterricht und Ganztagsangebot verknüpft werden. Viele Lehrerstunden werden deshalb für den Ganztag geplant.“
Bildung und Erziehung verlagern sich damit weg von den berufstätigen Eltern immer mehr in Richtung Schule. Eine maßgebliche Herausforderung für alle Lehrer.
Ben jedenfalls freut sich auf die Fußball-AG am späten Nachmittag, denn Zeit für den Verein bleibt ihm nicht mehr viel übrig.
Offene Ganztagsschule in Bochum
Die Köllerholzschule ist eine von 43 städtischen Grundschulen mit Ganztagsangebot.
Aktuell gibt es über 5000 Betreuungsplätze gegenüber 10900 Grundschülern. Weniger als die Hälfte geht damit in den Ganztag. Im Schuljahr 07/08 waren es 3700 Plätze bei 12500 Schülern (Betreuungsquote bei 30 Prozent).